Wow, das war eine Stadtteilversammlung: volles Haus im Ballsaal. Die anwesenden St. Paulianer*innen verabschiedeten gestern Forderungen, die wir hier zusammenfassen zur
2. Ballsaal Resolution
Die Stadtteilversammlung St. Pauli erklärt:
1. St. Pauli steht für lokale wie globale Solidarität ein. Menschen jeder Herkunft, die hier gemeinsam mit allen ein freies Leben ohne Diskriminierung und Repression finden wollen, sind jederzeit willkommen.
2. Keine Belagerung des Stadtteils durch Polizei und Sicherheitsdienste – G20-Gipfel absagen!
3. Sollte der G20-Gipfel dennoch stattfinden, werden die Bewohner*innen von St. Pauli zeigen, dass es Alternativen zur angeblich alternativlosen globalen Marktlogik gibt.
4. Task Force Drogen auflösen, um den Weg für im Stadtteil erarbeitete Lösungen frei zu machen! Sie ist Teil des Problems, nicht der Lösung.
5. St. Pauli braucht einen Drogenkonsumraum mit medizinischem Angebot für die Drogengebraucher*innen, um ihre Lebenssituation und die Hausflure der Bewohner*innen zu entlasten.
6. Öffentlich geförderter Wohnraum muss neu gedacht werden: unbegrenzte Bindungsdauer – zum Beispiel durch genossenschaftliche oder gemeinnützige Lösungen wie eine Stiftung.
7. Das vorgesehene Stadtteilgewerbe in den neuen Esso-Häusern muss langfristig in seinen günstigen Mieten und seiner Vielfalt abgesichert sein. Die Rückkehr von ehemaligen Gewerbemietern an einen attraktiven Standort mit ausreichender Fläche muss von Bezirk und Investor mit unterstützt werden.
8. Die Stadt soll das Gebäudeensemble der Gewerbeschule G7 dem gemeinwohlorientierten Projekt „Wohlville Hamburg“ überlassen, um dort sozialen Wohnraum und Stadtteileinrichtungen zu schaffen. Die Planung dafür wird aus dem Stadtteil organisiert, die Umsetzung von der Stadt unterstützt.
Hamburg, den 27. November 2016
Dank an den FC St. Pauli für den Saal, das Soundsystem Alta Voz, die Kaffeeküche von St. Pauli Roar, den Pudel für die Ordner*innen und alle, die bei der Organisation wieder ihr Bestes gegeben haben!
Bild: Margit Czenki
Hier nochmal die
30. November 2016 22:21 8 Jahren ago1 MB 0s@300MBit688 resolution.png
St. Pauli selber machen – 5. Große Stadtteilversammlung am 27.11.2016 um 15 Uhr im Ballsaal des FC St. Pauli Stadion. Und darum wird es gehen:
Polizeikontrollen, Racial Profiling und die Task Force. Wie verhalten wir uns zur Militarisierung des Stadtteils und zu den massiven Übergriffen auf unsere Nachbarschaft?
OSZE + G20 in Hamburg. Was kommt auf uns zu, wie finden wir das und was können wir tun? (mehr …)
Das ist schon Wahnsinn: Tausende Menschen aus St. Pauli und anderen Stadtteilen – denn es ist längst keine Hilfsaktion aus St. Pauli alleine – beteiligen sich seit zehn Tagen an der Hilfe für die Flüchtlinge in der Messehalle und organisieren alles selbst.
Solidarisches Grillfest mit den Flüchtlingen am 22.8.2015 auf dem Karolinenplatz. 250 Menschen tanzten und grillten stundenlang. Ein ganz wunderbares Fest.
Am Mittwoch, den 26.8.2015 um 19 Uhr, gibt es die nächste Stadtteilversammlung, und es wird keine „kleine“: über 1000 Menschen haben sich angesagt. Die Versammlung findet deshalb im Ballsaal des FC St. Pauli statt. Großes Dankeschön schon mal an den Verein, der den Saal kostenlos zur Verfügung stellt.
Eingang durch Eingang Südtribüne vom Harald-Stender-Platz aus.
Die Stadtteilversammlung St. Pauli Nord und rundum sagt: Refugees welcome!
I. Willkommen im Karoviertel!
Seit letzter Woche werden in der Messehalle B6 bis zu 1200 Flüchtlinge untergebracht. Wir, Anwohner*innen aus dem Karoviertel und rundum, begrüßen unsere neuen Nachbar*innen und sagen:
Refugees Welcome – Never mind the papers!
Welchen Aufenthaltsstatus die europäische Flüchtlingspolitik den Menschen zuweist, interessiert uns nicht. Wer hier angekommen ist, gehört dazu und bleibt.
II. Für eine dezentrale Unterbringung aller Flüchtlinge
Tausende Menschen machen sich täglich auf eine gefährliche Odyssee, um Krieg und Not zu entkommen. Haben sie die häufig tödlichen europäischen Außengrenzen überwunden und sind schließlich nach Hamburg gelangt, erwartet sie nichts als Feldbetten in Hallen oder Zelten, ohne jegliche Privatsphäre, unter miserablen hygienischen Bedingungen. Niemand kann behaupten, die steigenden Flüchtlingszahlen gerade aufgrund des unfassbar brutalen Kriegs in Syrien seien nicht absehbar gewesen. Dass das selbsterklärte „Tor zur Welt“ Hamburg nicht darauf vorbereitet ist, einige Tausend Menschen würdig willkommen zu heißen, ist ein Skandal. Dabei gibt es reichlich Leerstand in Hamburg. Der muss ein Ende haben: Leerstand zu Wohnraum! Jetzt erst recht für Flüchtlinge!
III. Die Ausgrenzung hat System
Unabhängig davon, ob im Falle des rot-grünen Senats Absicht oder Unfähigkeit ausschlaggebend sind: Die miserable Behandlung von Flüchtlingen hat in Deutschland System. Menschen werden von der herrschenden Politik danach sortiert, welchen Nutzen sie Deutschland in der globalen Staatenkonkurrenz bringen. Wir lehnen diese Logik einer ökonomischen Verwertbarkeit entschieden ab. Für eine solidarische Gesellschaft, in der die Bedürfnisse der Menschen Vorrang haben!
IV. Für eine solidarische Stadtentwicklung von unten
Wir haben keine Lust mehr, die Ausgrenzung von Flüchtlingen und die destruktive Stadtentwicklung des Hamburger Senats hinzunehmen. Ein erster Schritt zu einer sozialen Stadtentwicklung wäre es, den Flüchtlingen die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Wir fordern:
Zugang zum regulären Arbeitsmarkt für alle Flüchtlinge
Zugang zur gesetzlichen Krankenversicherung für alle Flüchtlinge
Kostenlose Sprachkurse für alle Flüchtlinge
Zugang zu Bildung für alle Flüchtlinge, an Schulen, Unis & Volkshochschulen
Sofortige Umwandlung von Leerstand aller Art in Wohnungen für Flüchtlinge
Bleiberecht für alle Flüchtlinge
Wir fangen hier und heute damit an, diese Forderungen umzusetzen.
14 Monate ist es her, dass die 1. große Stadtteilversammlung, noch unter dem Eindruck des Gefahrengebiets, stattfand. Die Versammlung am 14.6. zeigte: St. Pauli selber machen hat einiges in Bewegung gebracht.
Aus der AG Planung, die sich nach der 1. Versammlung bildete, ging die PlanBude hervor. Die stellte noch einmal kurz zusammengefasst ihre wichtigsten Ergebnisse vor: Es soll keine Eigentumswohnungen auf dem Esso-Areal geben, und 38,5 Prozent der Wohnungen sollen Sozialwohnungen werden, weitere 20 Prozent von Baugemeinschaften gebaut werden. Dazu wird nichtkommerzielle und subkulturelle Nutzungen auf ca. 2500 qm geben, das entspricht 9 Prozent der Nutzungsfläche. Und ganz wichtig: Der „St. Pauli Code“, den die PlanBude entwickelt hat, soll auch für weitere große Bauprojekte auf St. Pauli gelten.
Sowohl die Vertreter*innen der PlanBude als auch der Initiative Esso-Häuser betonten jedoch, dass man die weitere Entwicklung des Bebauungsplans und dessen Umsetzung wachsam begleiten werde, damit diese Errungenschaften nicht doch noch verwässert werden. Vor allem das von der Bayerischen Hausbau geplante Hotel sei kritisch, da schon jetzt die Tendenz zu erkennen sei, dass es größer als zunächst angesetzt werden könnte.
Nach der 2. Versammlung hatte sich, als Reaktion auf die Umfrage „Stimmen von St. Pauli“, die AG Drogen gebildet. Sie hat inzwischen 20 Aktive, die der Zunahme der Drogenszene mit Augenmaß und Erfahrung aus jahrelanger Drogenarbeit begegne will und sich klar gegen jegliche Law-and-Order-Lösungen ausspricht. Johnny von der AG Drogen berichtete, dass es bald einen ersten Spritzenautomaten sowie ein Spritzenabwurfstelle auf dem Kiez geben werde.
Die AG Grenzenlos hatte Amadou aus Mali eingeladen, um über die Situation der Flüchtlinge – nicht nur auf St. Pauli – zu berichten. Amadou stellte klar, worum es jetzt zuerst geht: Alle Flüchtlinge müssen eine Arbeitserlaubnis bekommen. Sie alle wollten endlich in den Berufen arbeiten, die sie gelernt hätten. Amadou schloss mit den Worten: „Wir sind hier, um zu bleiben.“
Die AG Straßen von St. Pauli, das Nachfolgeprojekt von Stimmen von St. Pauli, stellte die geplante Kartierung der Eigentumsverhältnisse auf St. Pauli vor. Sie soll zeigen, wie groß der Anteil verschiedener Arten von Eigentümer*innen – Immobilienunternehmen, Privatpersonen, SAGA/GWG, Genossenschaften – ist. Dabei geht es nicht darum, die Eigentümer*innen konkret zu ermitteln. Die Karte soll helfen einzuschätzen, wie die Kräfteverhältnisse bei Immobilien auf St. Pauli tatsächlich sind: Wieviele gehören noch städtischen Unternehmen, wieviele Sozialwohnungen gibt es noch, wieviele sind in der Hand großer Immobilienunternehmen? Alle Daten werden anonymisiert gesammelt, die Einträge in der Karte per Zufallsgenerator leicht verschoben, so dass sich keine konkreten Häuser identifizieren lassen.
Zwei weitere Inputs gingen noch einmal auf den Trend zu Megaprojekten – aktuell: der geplante Aufbau auf dem Bunker an der Feldstraße – sowie auf den im Mai 2014 in Kraft getretenen Business Improvement District Reeperbahn ein. Auf beide wird St. Pauli selber machen in nächster Zeit ein besonders kritisches Auge werfen.
Nach diesem ersten Teil gab es zum ersten Mal Musik: Lesley Farfisa spielte „Der Herbst von St. Pauli“. Das Lied hatte er geschrieben, nachdem in der Bernhard-Nocht-Straße bei Bauarbeiten das denkmalgeschützte Haus mit dem Sailors Inn auf merkwürdige Weise eingestürzt war. Den Song könnt ihr auf Lesleys Soundcloud-Seite runterladen.
Auch im zweiten Teil, einer offenen Diskussion aller Anwesenden, gab es was Neues: Auf einer großen St. Pauli-Karte wurde eingetragen, was zurzeit im Stadtteil los ist. Wo sich neue Probleme abzeichnen, wo alle genau hinschauen müssen, aber auch, welche neuen Projekte von Aktiven es gibt. So sah das am Ende aus:
Was passiert gerade auf St. Pauli? (Für eine große Ansicht aufs Bild klicken)
Hier der Ausschnitt für St. Pauli Süd:
Was ist los in St. Pauli Süd? (Für eine große Ansicht aufs Bild klicken)
Und hier für St. Pauli Mitte:
Was ist los in St. Pauli Mitte? (Für eine große Ansicht aufs Bild klicken)
Ihr seht, es gibt keinen Grund, die Hände in den Schoss zu legen.
Das nächste Monatstreffen von St. Pauli selber machen findet am Montag, den 6. Juli, um 19:30 im Centro Sociale, Sternstr. 2, statt.
So viel fürs Erste. Ergänzungen folgen.
Vielen Dank an den FC St. Pauli für den Ballsaal, an St. Pauli Roar für Spende und Unterstützung, an das Cafè Stenzel für die Kuchenspende!!!
St. Pauli selber machen! – 3. Große Stadtteilversammlung am 14.06.2015 um 15 Uhr im Ballsaall des FC St. Pauli Stadions
Wird die PlanBude zur BauBude? Was treibt eigentlich der BID Reeperbahn? Gibt es hier ein Drogenproblem? Noch mehr Megaprojekte im Stadtteil? Was gehört hier eigentlich wem? Braucht ein Mensch Papiere?
Fragen über Fragen, die wir mit Euch allen aus dem Stadtteil diskutieren und weiter entwickeln wollen. Die Stadtteilversammlung „St. Pauli selber machen“ will die Entwicklungen des Stadtteils nicht länger allein der Politik überlassen. Aus den ersten beiden Versammlungen im Februar und September 2014 haben sich verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, in denen St. Paulianer_innen Themen, die ihnen wichtig sind, selber anpacken. Darüber wird berichtet, aber auch Neues diskutiert.
Was wollen, was können wir tun, um die Probleme zu lösen? Wie machen wir St. Pauli selber!
Kommt alle! Bringt Ideen, Freund_innen und Nachbar_innen mit!
Die Moderation für den Abend übernahmen Rainer und Torsten.
Das Treffen fand im Pastorat der Johanniskirche statt. (Wegbeschreibung: Bei der Johanniskirche 16, 22767 HH Pastorat gegenüber der Johanniskirche Nähe Max-Brauer-Allee / Sternbrücke)
Das Thema Struktur und Ziele von Torsten wurde auf das nächste Treffen am 05.01.2015 verschoben.
Ihr wollt auch St. Pauli selber machen? Ihr wollt aktiv werden oder ein eigenes Thema einbringen?
Dann kommt einfach zu unserem monatlichen Stadtteiltreffen oder nehmt Kontakt mit uns auf.