Spiegel Online | 16.06.2011
Die berühmteste Tankstelle Deutschlands, die Esso-Station an der Hamburger Reeperbahn, steht vor dem Abriss – und mit ihr die zugehörigen Wohnblocks aus den Sechzigern. Im Rotlichtviertel regt sich Protest. Es geht auch um die Frage: Wie kann man sozialen Neubau und Milieu-Schutz verbinden?
„Na klar nervt das, wenn die hier um 5 Uhr morgens besoffen rumstreiten“ sagt Julia Priani, 26 Jahre. „Aber mir gefällt’s trotzdem hier. Ich will nicht weg.“ Die Psychologiestudentin, 1992 mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland gekommen, wohnt über Deutschland berühmtester Tankstelle: der Esso an der Reeperbahn in Hamburg St. Pauli. Auch „Kiez-Kult-Tanke“ wird sie genannt und ist Objekt unzähliger Fernseh- und Zeitungsreportagen, weil es so einen Ort in der Republik eben nur einmal gibt: Hier treffen sich Luden und Tätowierer, pensionierte Türsteher und Prostituierte, besoffene Kiezgänger und die Teilnehmer von Junggesellenabschieden. Seit 1949 versorgt die Esso-Tanke an 365 Tagen 24 Stunden lang das Reeperbahn-Publikum mit Bier, Benzin und Lebensmitteln – und auch die Autowaschstraße, die erste im Nachkriegsdeutschland, ist noch in Betrieb.
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