Pressemitteilung der Initiative ESSO-Häuser | 16.03.2012
Erst hat die Bayerische Hausbau die Verhandlungen um die Zukunft der Esso Häuser Reeperbahn platzen lassen. Nun wollen sie doch reden – vor handverlesenem Publikum: Eintritt nur mit Personalausweis. Anwohner_innen, Anwält_innen, Politik, Expert_innen und Nachbarschaft sollen draussen bleiben. Pikant: Die Bayern wollen ihre Beteiligungsshow ausgerechnet in Räumen des St. Pauli Stadions steigen lassen.
Auf den ersten Blick sieht es harmlos aus: Am 14.03.2012 flattert den Bewohner_innen der Esso-Häuser Reeperbahn eine Einladung ins Haus. Der Vermieter, die Bayerische Hausbau, lädt darin zu einer „Mieterversammlung“ ein – in den Ballsaal des Millerntorstadions. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die „Einladung“ als „Vorladung“: Wie bei Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft üblich, sollen die Mieter_innen am 29. März ihren Personalausweis vorzeigen.
Schon in der Vergangenheit hatten die Bayern versucht, ihren Mieter_innen Verträge unterzujubeln, die sie rechtlich schlechter stellen würden als derzeit. Nun haben die abrisswilligen Investoren eine neue Falle aufgestellt: die Bewohner_innen sollen ohne anwaltliche Begleitung, ohne Beratung durch Expert_innen, „informiert“, und – so ist zu befürchten – mit zweifelhaften Angeboten konfrontiert werden.
Jonas Seydel von der Initiative ESSO-Häuser: „Eine Informationsveranstaltung ohne neue Informationen? Noch vor einem Monat haben die Investoren öffentlich behauptet der Abriss sei beschlossen. Dabei gibt es weder eine Abrissgenehmigung noch wurde die notwendige Änderung des Bebauungsplans beschlossen. Hier wurden öffentlich falsche Tatsachen verbreitet. Wir als Mieter sind verunsichert. Ein transparentes und glaubwürdiges Verfahren sieht anders aus.“
Die Immobilien-Manager betonen in ihrem Schreiben, dass sie die Gespräche mit der Initiative Esso-Häuser abgebrochen haben. Der Runde Tisch mit Expert_innen, Bezirksbauausschuss,
Politik und Investoren war erst auf Initiative der Mieter_innen zustande gekommen. Der einseitige Abbruch der Verhandlungen durch die Bayern hatte in der Bezirkspolitik für Empörung gesorgt. Das Verfahren liegt seitdem auf Eis.
Praktischerweise überschneidet sich der Investorentermin auch noch mit der Sitzung der Bezirksversammlung. Faktisch wird also auch der – gewählte – Bau- und Stadtplanungsausschuss von der Teilnahme ausgeschlossen. Offenbar verwechseln die Projektentwickler Beteiligung und demokratische Entscheidungsstrukturen mit einer Casting Show, bei der man sich kritische Einwände und gemeinsame Interessenvertretung vom Leib hält. Einer solchen Veranstaltung darf das Millerntorstadion kein Zuhause bieten!
Die Münchner Immobilien-Manager wollen das 1959 gebaute, klassisch moderne Ensemble am Spielbudenplatz abreissen und durch einen mehr als doppelt so großen Betonklotz ersetzen. Politik, Senat und Bezirk haben schon im Februar als Maßgabe weiterer Schritte die Bayerische Hausbau zu einer ernsthaften, ergebnisoffenen Verhandlung mit allen Beteiligten und Interessierten aufgefordert.
Die Zukunft der Esso-Häuser an der Reeperbahn ist für St. Pauli und ganz Hamburg entscheidend. Überrennen wir die Abseitsfalle! Stadtentwicklung nur noch mit, durch und für die Bewohner_innen und den Stadtteil!
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